Wolfgang Amadeus Mozart - Liedtext: Die Zauberflöte (Libretto) (2024)

Personen

SARASTRO (Bass)

TAMINO (Tenor)

SPRECHER (Bass)

ERSTER PRIESTER (Tenor)

ZWEITER PRIESTER (Bass)

DRITTER PRIESTER (Sprechrolle)

KÖNIGIN DER NACHT (Sopran)

PAMINA, ihre Tochter (Sopran)

ERSTE DAME (Sopran)

ZWEITE DAME (Sopran)

DRITTE DAME (Alt)

ERSTER KNABE (Sopran)

ZWEITER KNABE (Sopran)

DRITTER KNABE (Alt)

PAPAGENO (Bariton)

PAPAGENA (Sopran)

MONOSTATOS, ein Mohr (Tenor)

ERSTER GEHARNISCHTER (Tenor)

ZWEITER GEHARNISCHTER (Bass)

DREI SKLAVEN (Sprechrollen)

CHOR

Priester, Sklaven, Gefolge

Ort: Ägypten

Zeit: Märchenzeit

Ouvertüre

ERSTER AKT

Das Theater ist eine felsige Gegend, hier und da

mit Bäumen überwachsen; auf beiden Seiten sind

gangbare Berge, nebst einem runden Tempel.

(Tamino kommt in einem prächtigen japonischen

Jagdkleide rechts von einem Felsen herunter, mit

einem Bogen, aber ohne Pfeil; eine Schlange

verfolgt ihn.)

Nr. 1: Introduktion

TAMINO

Zu Hilfe! Zu Hilfe! sonst bin ich verloren,

der listigen Schlange zum Opfer erkoren –

barmherzige Götter! Schon nahet sie sich,

ach rettet mich, ach rettet, schützet mich!

(Er fällt in Ohnmacht; sogleich öffnet sich die

Pforte des Tempels; drei verschleierte Damen

kommen heraus, jede mit einem silbernen Wurfspieß.)

DIE DREI DAMEN

Stirb, Ungeheuer, durch uns’re Macht!

Triumph! Triumph! Sie ist vollbracht

die Heldentat! Er ist befreit

durch uns’res Armes Tapferkeit.

ERSTE DAME (ihn betrachtend)

Ein holder Jüngling, sanft und schön!

ZWEITE DAME

So schön, als ich noch nie geseh’n.

DRITTE DAME

Ja, ja, gewiß! zum Malen schön.

ALLE DREI

Würd’ ich mein Herz der Liebe weih’n,

so müßt’ es dieser Jüngling sein.

Laßt uns zu uns’rer Fürstin eilen,

ihr diese Nachricht zu erteilen.

Vielleicht daß dieser schöne Mann,

die vor’ge Ruh’ ihr geben kann.

ERSTE DAME

So geht und sagt es ihr,

ich bleib’ indessen hier. –

ZWEITE DAME

Nein, nein, geht ihr nur hin,

ich wache hier für ihn!

DRITTE DAME

Nein, nein, das kann nicht sein,

ich schütze ihn allein!

ERSTE DAME

Ich bleib’ indessen hier ...

ZWEITE DAME

Ich wache hier für ihn ...

DRITTE DAME

Ich schütze ihn allein ...

ERSTE DAME

... ich bleibe ...

ZWEITE DAME

... ich wache ...

DRITTE DAME

... ich schütze ...

ERSTE DAME

... ich!

ZWEITE DAME

... ich!

DRITTE DAME

... ich!

ALLE DREI (für sich)

Ich sollte fort! Ei, ei! wie fein!

Sie wären gern bei ihm allein.

Nein, nein, das kann nicht sein!

Was sollte ich darum nicht geben,

könnt’ ich mit diesem Jüngling leben!

Hätt’ ich ihn doch so ganz allein!

Doch keine geht, es kann nicht sein.

Am besten ist es nun, ich geh’.

Du Jüngling schön und liebevoll,

du trauter Jüngling, lebe wohl,

bis ich dich wiederseh’.

(Die Damen gehen ab. Tamino erwacht und

entdeckt die Schlange tot zu seinen Füßen. Als er

jemanden kommen hört, versteckt er sich hinter

einem Baum. Papageno, in einen Mantel aus

Federn gehüllt, tritt auf, trägt auf dem Rücken eine

große Vogelsteige und hält mit beiden Händen ein

Faunenflötchen.)

Nr. 2: Lied

PAPAGENO

Der Vogelfänger bin ich ja –

stets lustig heißa hopsasa!

Ich Vogelfänger bin bekannt

bei Alt und Jung im ganzen Land.

Weiß mit dem Locken umzugehn

und mich aufs Pfeifen zu verstehn!

Drum kann ich froh und lustig sein,

denn alle Vögel sind ja mein.

Der Vogelfänger bin ich ja –

stets lustig, heißa hopsasa!

Ich Vogelfänger bin bekannt

bei Alt und Jung im ganzen Land.

Ein Netz für Mädchen möchte ich,

ich fing’ sie dutzendweis’ für mich.

Dann sperrte ich sie bei mir ein,

und alle Mädchen wären mein.

Wenn alle Mädchen wären mein,

so tauschte ich brav Zucker ein:

die, welche mir am liebsten wär’,

der gäb’ ich gleich den Zucker her.

Und küßte sie mich zärtlich dann,

wär’ sie mein Weib und ich ihr Mann.

Sie schlief’ an meiner Seite ein,

ich wiegte wie ein Kind sie ein.

(Als Papageno seine Vogelsteige abgesetzt hat, tritt

Tamino vor und erfährt, daß Papageno ein

„einfacher Mensch wie du“ ist und Vögel fängt, die

er bei der „sternflammenden Königin“ für Speisen

und Trank eintauscht. Tamino indes ist adliger

Herkunft, ein Prinz, dessen Vater Länder und Völker

regierte. Papageno, beim Anblick der toten

Schlange tief erschrocken, gibt sich Tamino

gegenüber als deren Bezwinger aus, bis ihn die

drei Damen ob seiner Lügen bestrafen. Sie reichen

ihm Wasser statt Wein, einen Stein statt

Zuckerbrot und schlagen ihm an Stelle der

erwarteten Feigen ein goldenes Schloß vor den

Mund. Dann reichen sie Tamino ein Bild der

schönen Tochter ihrer Königin und versprechen ihm

Seligkeit, wenn er sie liebt. Darauf verschwinden

sie mit Papageno und lassen Tamino allein, der

sich verliebt und fasziniert über das Bild beugt.)

Nr. 3: Arie

TAMINO

Dies Bildnis ist bezaubernd schön,

wie noch kein Auge je geseh’n.

Ich fühl’ es, wie dies Götterbild

mein Herz mit neuer Regung füllt.

Dies Etwas kann ich zwar nicht nennen,

doch fühl’ ich’s hier wie Feuer brennen;

soll die Empfindung Liebe sein?

Ja, ja, die Liebe ist’s allein.

O wenn ich sie nur finden könnte!

O wenn sie doch schon vor mir stünde!

Ich würde – würde – warm und rein –

was würde ich?

Ich würde sie voll Entzücken

an diesen heißen Busen drücken,

und ewig wäre sie dann mein!

(Er will gerade gehen, als die Damen wieder

erscheinen und die Ankunft der Königin

ankündigen. Diese hat das Verhalten Taminos

beobachtet und veranlaßt ihn jetzt, ihre Tochter aus

der Gewalt Sarastros, des Hohen Priesters von Isis

und Osiris, zu befreien. Finsternis. Die Berge teilen

sich unter heftigem Donner auseinander, und die

Königin auf ihrem sternenverzierten Thron wird sichtbar.)

Nr. 4: Rezitativ und Arie

KÖNIGIN

O zitt’re nicht, mein lieber Sohn,

du bist unschuldig, weise, fromm –

Ein Jüngling so wie du, vermag am besten,

das tiefbetrübte Mutterherz zu trösten. –

Zum Leiden bin ich auserkoren,

denn meine Tochter fehlet mir.

Durch sie ging all mein Glück verloren,

ein Bösewicht entfloh mit ihr.

Noch seh’ ich ihr Zittern

mit bangem Erschüttern,

ihr ängstliches Beben,

ihr schüchternes Streben.

Ich mußte sie mir rauben sehen,

ach helft!, war alles was sie sprach –

allein vergebens war ihr Flehen,

denn meine Hilfe war zu schwach.

Du wirst sie zu befreien gehen,

du wirst der Tochter Retter sein.

Und werd’ ich dich als Sieger sehen,

so sei sie dann auf ewig dein.

(Sie verschwindet unter Donnergrollen mit ihren

Damen. Das Theater verwandelt sich wieder so,

wie es vorher war. Tamino will gerade gehen, als

Papageno ihm in den Weg tritt und traurig auf sein

Schloß am Munde deutet.)

Nr. 5: Quintett

PAPAGENO

(deutet traurig auf sein Schloß am Mund)

Hm! hm! hm! hm!

TAMINO

Der Arme kann von Strafe sagen,

denn seine Sprache ist dahin!

PAPAGENO

Hm! hm! hm! hm!

TAMINO

Ich kann nichts tun, als dich beklagen,

weil ich zu schwach zu helfen bin!

ERSTE DAME

Die Königin begnadigt dich,

entläßt die Strafe dir durch mich. –

(nimmt ihm das Schloß vom Mund weg)

PAPAGENO

Nun plaudert Papageno wieder!

ZWEITE DAME

Ja, plaud’re – lüge nur nicht wieder!

PAPAGENO

Ich lüge nimmermehr, nein, nein!

DIE DAMEN

Dies Schloß soll deine Warnung sein!

PAPAGENO

Dies Schloß soll meine Warnung sein!

ALLE

Bekämen doch die Lügner alle

ein solches Schloß vor ihren Mund:

Statt Haß, Verleumdung, schwarzer Galle

bestünde Lieb’ und Bruderbund!

ERSTE DAME

O Prinz, nimm dies Geschenk von mir,

dies sendet uns’re Fürstin dir.

(gibt ihm eine goldene Flöte)

Die Zauberflöte wird dich schützen,

im größten Unglück unterstützen.

DIE DAMEN

Hiermit kannst du allmächtig handeln,

der Menschen Leidenschaft verwandeln,

der Traurige wird freudig sein,

den Hagestolz nimmt Liebe ein.

ALLE

O! so eine Flöte ist mehr

als Gold und Kronen wert,

denn durch sie wird Menschenglück

und Zufriedenheit vermehrt.

PAPAGENO

Nun ihr schönen Frauenzimmer,

darf ich? So empfehl’ ich mich.

DIE DAMEN

Dich empfehlen kannst du immer,

doch bestimmt die Fürstin dich,

mit dem Prinzen ohn’ Verweilen

nach Sarastros Burg zu eilen.

PAPAGENO

Nein dafür bedank’ ich mich.

Von euch selbster hörte ich,

daß er wie ein Tigertier.

Sicher ließ’ ohn’ alle Gnaden

mich Sarastro rupfen, braten,

setzte mich den Hunden für.

DIE DAMEN

Dich schützt der Prinz, trau ihm allein,

dafür sollst du sein Diener sein.

PAPAGENO (für sich)

Daß doch der Prinz beim Teufel wäre.

Mein Leben ist mir lieb.

Am Ende schleicht, bei meiner Ehre,

er von mir wie ein Dieb. –

ERSTE DAME

(gibt ihm ein stahlnes Gelächter)

Hier, nimm dies Kleinod, es ist dein.

PAPAGENO

Ei! ei! was mag darinnen sein? –

DIE DAMEN

Darinnen hörst du Glöckchen tönen!

PAPAGENO

Werd’ ich sie auch wohl spielen können?

DIE DAMEN

O ganz gewiß! ja ja gewiß!

ALLE

Silberglöckchen, Zauberflöten

sind zu eurem/unserm Schutz vonnöten!

Lebet wohl! wir wollen gehn!

Lebet wohl – auf Wiedersehn!

(Alle wollen gehen.)

TAMINO

Doch schöne Damen saget an ...

PAPAGENO

... wo man die Burg wohl finden kann? –

TAMINO und PAPAGENO

... wo man die Burg wohl finden kann?

DIE DAMEN

Drei Knäbchen, jung, schön, hold und weise

umschweben euch auf eurer Reise.

Sie werden eure Führer sein,

folgt ihrem Rate ganz allein.

TAMINO und PAPAGENO

Drei Knäbchen, jung, schön, hold und weise

umschweben uns auf uns’rer Reise? –

DIE DAMEN

Sie werden eure Führer sein,

folgt ihrem Rate ganz allein.

TAMINO und PAPAGENO

So lebet wohl! wir wollen gehn;

lebt wohl, lebt wohl, auf Wiedersehn!

ALLE

So lebet wohl! wir wollen gehn!

lebt wohl, lebt wohl, auf Wiedersehn!

(Verwandlung: ein prächtiges Zimmer in

ägyptischem Stil.)

(Zwei Sklaven tragen schöne Polster nebst einem

feinen türkischen Tisch herein und breiten

Teppiche aus. Monostatos tritt herein, gefolgt von

Pamina, die von Sklaven geführt wird.)

Nr. 6: Terzett

MONOSTATOS

Du feines Täubchen, nur herein.

PAMINA

O welche Marter, welche Pein!

MONOSTATOS

Verloren ist dein Leben.

PAMINA

Der Tod macht mich nicht beben;

nur meine Mutter dauert mich,

sie stirbt vor Gram ganz sicherlich.

MONOSTATOS

He, Sklaven, legt ihr Fesseln an;

mein Haß soll dich verderben!

(Sie legen ihr Fesseln an.)

PAMINA

O laß mich lieber sterben,

weil nichts, Barbar! dich rühren kann.

(sinkt in Ohnmacht auf ein Sofa)

MONOSTATOS

Nun fort! Nun fort!

Laßt mich bei ihr allein.

(Die Sklaven gehen ab. Papageno am Fenster von

außen, ohne gleich gesehen zu werden.)

PAPAGENO

Wo bin ich woh?! wo mag ich sein?

Aha, da find’ ich Leute, gewagt; ich geh’ hinein.

(geht hinein)

Schön Mädchen jung und rein,

viel weißer noch als Kreide...

(Monostatos und Papageno sehen sich, –

erschrickt einer über den andern.)

PAPAGENO und MONOSTATOS

Hu – – das ist – der Teufel sicherlich.

Hab Mitleid – verschone mich – Hu – Hu –

(Jeder läuft in eine andere Richtung. Als Pamina

sich erholt, kehrt Papageno zurück und erkennt sie.

Er berichtet ihr, ein hübscher Prinz sei in sie

verliebt und von ihrer Mutter zur Befreiung

ausgesandt. Die überglückliche Pamina verheißt

dem Vogelfänger, der sich nach einem Mädchen

sehnt, bald eine Freundin.)

Nr. 7: Duett

PAMINA

Bei Männern, welche Liebe fühlen,

fehlt auch ein gutes Herze nicht.

PAPAGENO

Die süßen Triebe mitzufühlen,

ist dann der Weiber erste Pflicht.

BEIDE

Wir wollen uns der Liebe freu’n,

wir leben durch die Lieb’ allein.

PAMINA

Die Lieb’ versüßet jede Plage,

ihr opfert jede Kreatur.

PAPAGENO

Sie würzet uns’re Lebenstage,

sie wirkt im Kreise der Natur.

BEIDE

Ihr hoher Zweck zeigt deutlich an:

nichts Edler’s sei, als Weib und Mann.

Mann und Weib, und Weib und Mann,

reichen an die Gottheit an.

(beide ab)

(Das Theater verwandelt sich in einen Hain. Ganz

im Grunde der Bühne ist ein schöner Tempel,

worauf diese Worte stehen: „Tempel der Weisheit“;

dieser Tempel führt mit Säulen zu zwei anderen

Tempeln, rechts auf dem einen steht: „Tempel der

Vernunft“. Links steht: „Tempel der Natur“.)

(Drei Knaben führen den Tamino herein, jeder hat

einen silbernen Palmzweig in der Hand.)

Nr. 8: Finale

DIE DREI KNABEN

Zum Ziele führt dich diese Bahn,

doch mußt du Jüngling männlich siegen,

drum höre uns’re Lehre an:

Sei standhaft, duldsam, und verschwiegen! –

TAMINO

Ihr holden Knaben sagt mir an,

ob ich Pamina retten kann? –

DIE KNABEN

Dies kund zu tun steht uns nicht an;

sei standhaft, duldsam und verschwiegen!

Bedenke dies, kurz: sei ein Mann. –

Dann Jüngling wirst du männlich siegen.

(gehen ab)

TAMINO

Die Weisheitslehre dieser Knaben

sei ewig mir ins Herz gegraben.

Wo bin ich nun? – Was wird mit mir?

Ist dies der Sitz der Götter hier? –

Es zeigen die Pforten – es zeigen die Säulen,

daß Klugheit, und Arbeit, und Künste hier weilen.

Wo Tätigkeit thronet und Müßiggang weicht,

erhält seine Herrschaft das Laster nicht leicht.

Ich wage mich mutig zur Pforte hinein.

Die Absicht ist edel, und lauter, und rein.

Erzitt’re feiger Bösewicht!

Paminen retten ist mir Pflicht!

(geht an die Pforte rechts, macht sie auf, und als

er hinein will, hört man von fern eine Stimme)

ERSTE STIMME

Zurück!

TAMINO

Zurück? zurück? – so wag ich hier mein Glück!

(geht an die Pforte links)

ZWEITE STIMME (von innen)

Zurück!

TAMINO

Auch hier ruft man „zurück“?

(sieht sich um)

Da seh’ ich noch eine Tür.

Vielleicht find’ ich den Eingang hier!

(Er klopft, ein alter Priester erscheint.)

SPRECHER

Wo willst du kühner Fremdling hin?

Was suchst du hier im Heiligtum? –

TAMINO

Der Lieb’ und Tugend Eigentum.

SPRECHER

Die Worte sind von hohem Sinn –

allein, wie willst du diese finden?

Dich leitet Lieb’ und Tugend nicht,

weil Tod und Rache dich entzünden.

TAMINO

Nur Rache für den Bösewicht.

SPRECHER

Den wirst du wohl bei uns nicht finden.

TAMINO

Sarastro herrscht in diesen Gründen?

SPRECHER

Ja, ja, Sarastro herrschet hier.

TAMINO

Doch in der Weisheit Tempel nicht? –

SPRECHER

Er herrscht im Weisheitstempel hier! –

TAMINO

So ist denn alles Heuchelei! –

SPRECHER

Willst du schon wieder geh’n?

TAMINO

Ja ich will gehen, froh, und frei –

nie euren Tempel sehn! –

SPRECHER

Erklär dich näher mir,

dich täuschet ein Betrug! –

TAMINO

Sarastro wohnet hier,

das ist mir schon genug! –

SPRECHER

Wenn du dein Leben liebst, so rede, bleibe da! –

Sarastro hassest du?

TAMINO

Ich haß’ ihn ewig, ja! –

SPRECHER

So gib mir deine Gründe an! –

TAMINO

Er ist ein Unmensch, ein Tyrann! –

SPRECHER

Ist das, was du gesagt, erwiesen?

TAMINO

Durch ein unglücklich Weib bewiesen,

das Gram und Jammer niederdrückt!

SPRECHER

Ein Weib hat also dich berückt? –

Ein Weib tut wenig, plaudert viel,

du Jüngling glaubst dem Zungenspiel? –

O legte doch Sarastro dir

die Absicht seiner Handlung für. –

TAMINO

Die Absicht ist nur allzu klar!

Riß nicht der Räuber ohn’ Erbarmen

Pamina aus der Mutter Armen? –

SPRECHER

Ja Jüngling, was du sagst, ist wahr! –

TAMINO

Wo ist sie, die er uns geraubt?

Man opferte vielleicht sie schon? –

SPRECHER

Dir dies zu sagen, teurer Sohn,

ist jetz und mir noch nicht erlaubt. –

TAMINO

Erklär dies Rätsel, täusch mich nicht!

SPRECHER

Die Zunge bindet Eid und Pflicht!

TAMINO

Wann also wird die Decke schwinden? –

SPRECHER

Sobald dich führt der Freundschaft Hand

ins Heiligtum zum ew’gen Band.

(geht ab)

TAMINO

O ew’ge Nacht! Wann wirst du schwinden?

Wann wird das Licht mein Auge finden? –

PRIESTER (von innen)

Bald, Jüngling, oder nie!

TAMINO

Bald, sagt ihr, oder nie? –

Ihr Unsichtbaren saget mir:

lebt denn Pamina noch? –

PRIESTER

Pamina lebet noch!

TAMINO

Sie lebt, sie lebt!

Ich danke euch dafür.

(nimmt seine Flöte heraus)

O wenn ich doch im Stande wäre,

Allmächtige, zu eurer Ehre,

mit jedem Tone meinen Dank

zu schildern, wie er hier,

(aufs Herz deutend)

hier entsprang.

(Er spielt. Es kommen wilde Tiere von allen Arten

hervor, ihm zuzuhören. Er hört auf, und sie fliehen.

Die Vögel pfeifen dazu.)

Wie stark ist nicht dein Zauberton,

weil holde Flöte durch dein Spielen

selbst wilde Tiere Freude fühlen.

Doch nur Pamina bleibt davon.

Pamina! Pamina! höre, höre mich! –

Umsonst, umsonst! –

Wo? wo? wo? ach wo, wo find’ ich dich? –

(Papageno antwortet mit seinem Flötchen.)

Ha, das ist Papagenos Ton! –

Vielleicht sah er Paminen schon! –

Vielleicht eilt sie mit ihm zu mir! –

Vielleicht führt mich der Ton zu ihr!

(eilt ab)

PAMINA und PAPAGENO

Schnelle Füße, rascher Mut,

schützt vor Feindes List und Wut.

Fänden wir Tamino doch,

sonst erwischen sie uns noch!

PAMINA

Holder Jüngling! –

PAPAGENO

Stille, stille, ich kann’s besser! –

(Papageno pfeift. Tamino antwortet von innen auf

seiner Flöte.)

PAMINA und PAPAGENO

Welche Freude ist wohl größer,

Freund Tamino hört uns schon,

hieher kam der Flötenton.

Welch ein Glück, wenn ich ihn finde,

nur geschwinde, nur geschwinde!

(wollen hineingehen)

MONOSTATOS (ihrer spottend)

Nur geschwinde, nur geschwinde...

Ha! – hab’ ich euch noch erwischt!

Nur herbei mit Stahl und Eisen;

wart, man wird euch Mores weisen!

Den Monostatos berücken! –

Nun herbei mit Band und Stricken,

he, ihr Sklaven kommt herbei! –

PAMINA und PAPAGENO

Ach! nun ist’s mit uns vorbei!

MONOSTATOS

He! ihr Sklaven kommt herbei!

(Die Sklaven kommen mit Fesseln.)

PAPAGENO

Wer viel wagt, gewinnt oft viel!

Komm, du schönes Glockenspiel,

laß die Glöckchen klingen, klingen,

daß die Ohren ihnen singen.

(schlägt auf seinem Instrument)

MONOSTATOS und DIE SKLAVEN

Das klinget so herrlich, das klinget so schön!

La ra la la la la ra la la la la ra la.

Nie hab’ ich so etwas gehört und geseh’n!

La ra la la la la ra la la la la ra la.

(gehen marschmäßig ab)

PAMINA und PAPAGENO (lachen)

Könnte jeder brave Mann

solche Glöckchen finden,

seine Feinde würden dann

ohne Mühe schwinden.

Und er lebte ohne sie

in der besten Harmonie!

Nur der Freundschaft Harmonie

mildert die Beschwerden,

ohne diese Sympathie

ist kein Glück auf Erden.

GEFOLGE (von innen)

Es lebe Sarastro! Sarastro lebe! –

PAPAGENO

Was soll dies bedeuten? Ich zitt’re, ich bebe! –

PAMINA

O Freund! nun ist’s um uns getan!

Dies kündigt den Sarastro an!

PAPAGENO

O wär’ ich eine Maus,

wie wollt’ ich mich verstecken,

wär’ ich so klein wie Schnecken,

so kröch’ ich in mein Haus! –

Mein Kind, was werden wir nun sprechen? –

PAMINA

Die Wahrheit – die Wahrheit, sei sie auch Verbrechen! –

(Ein Zug von Gefolge; zuletzt fährt Sarastro auf

einem Triumphwagen heraus, der von sechs Löwen

gezogen wird.)

GEFOLGE

Es lebe Sarastro, Sarastro soll leben!

Er ist es, dem wir uns mit Freuden ergeben!

Stets mög’ er des Lebens als Weiser sich freu’n. –

Er ist unser Abgott, dem alle sich weih’n.

PAMINA (kniet)

Herr, ich bin zwar Verbrecherin! –

Ich wollte deiner Macht entfliehn. –

Allein die Schuld ist nicht an mir!

Der böse Mohr verlangte Liebe,

darum, o Herr, entfloh ich dir! –

SARASTRO

Steh auf, erheit’re dich, o Liebe,

denn ohne erst in dich zu dringen,

weiß ich von deinem Herzen mehr,

du liebest einen ander’n sehr.

Zur Liebe will ich dich nicht zwingen,

doch geb’ ich dir die Freiheit nicht.

PAMINA

Mich rufet ja die Kindespflicht,

denn meine Mutter –

SARASTRO

steht in meiner Macht,

du würdest um dein Glück gebracht,

wenn ich dich ihren Händen ließe. –

PAMINA

Mir klingt der Mutter Namen süße.

Sie ist es – sie ist es –

SARASTRO

und ein stolzes Weib. –

Ein Mann muß eure Herzen leiten,

denn ohne ihn pflegt jedes Weib

aus ihrem Wirkungskreis zu schreiten.

MONOSTATOS

Nun, stolzer Jüngling; nur hierher!

Hier ist Sarastro, unser Herr! –

PAMINA

Er ist’s,

TAMINO

Sie ist’s,

PAMINA

ich glaub’ es kaum,

TAMINO

sie ist’s,

PAMINA

er ist’s.

TAMINO

es ist kein Traum.

PAMINA und TAMINO

Es schling’ mein Arm sich um ihn/sie her,

und wenn es auch mein Ende wär’!

GEFOLGE

Was soll das heißen?

MONOSTATOS

Welch eine Dreistigkeit!

Gleich auseinander, das geht zu weit!

(trennt sie, kniet)

Dein Sklave liegt zu deinen Füßen,

laß den verweg’nen Frevler büßen.

Bedenk, wie frech der Knabe ist!

Durch dieses selt’nen Vogels List

wollt’ er Pamina dir entführen,

allein, ich wußt’ ihn aufzuspüren.

Du kennst mich! – meine Wachsamkeit –

SARASTRO

verdient, daß man ihr Lorbeer streut!

He! gebt dem Ehrenmann sogleich –

MONOSTATOS

Schon deine Gnade macht mich reich! –

SARASTRO

nur sieben und siebenzig Sohlenstreich’.

MONOSTATOS

Ach Herr, den Lohn verhofft’ ich nicht.

SARASTRO

Nicht Dank! Es ist ja meine Pflicht!

(Monostatos wird fortgeführt.)

GEFOLGE

Es lebe Sarastro, der göttliche Weise,

er lohnet, und strafet in ähnlichem Kreise.

SARASTRO

Führt diese beiden Fremdlinge

in unser’n Prüfungstempel ein,

bedecket ihre Häupter dann –

sie müssen erst gereinigt sein.

(Zwei bringen eine Art Sack und bedecken die

Häupter der beiden Fremden.)

GEFOLGE

Wenn Tugend und Gerechtigkeit

den Großen Pfad mit Ruhm bestreu’n,

dann ist die Erd’ ein Himmelreich,

und Sterbliche den Göttern gleich.

ZWEITER AKT

Das Theater ist ein Palmenwald; alle Bäume sind

silberartig, die Blätter von Gold. 18 Sitze von

Blättern; auf einem jeden Sitze steht eine

Pyramide und ein großes schwarzes Horn mit Gold

gefaßt. In der Mitte ist die größte Pyramide, auch

die größten Bäume.

Nr. 9: Marsch

(Sarastro und seine Priester kommen in

feierlichem Schreiten, jeder mit einem Palmenzweig

in der Hand. Ein Marsch mit Blasinstrumenten

begleitet den Zug. Sarastro kündigt an, daß Tamino

dazu ausersehen ist, „ins Heiligtum des größten

Lichtes zu blicken“, zuvor aber in mehreren

Prüfungen beweisen muß, ob er würdig ist, in den

hohen Kreis der Eingeweihten aufgenommen zu

werden. Als Lohn winkt Tamino die Hand der

Tochter der Königin.)

Nr. 10: Arie und Chor

SARASTRO

O Isis und Osiris, schenket

der Weisheit Geist dem neuen Paar!

Die ihr Schritte der Wand’rer lenket,

stärkt mit Geduld sie in Gefahr.

PRIESTER

Stärkt mit Geduld sie in Gefahr.

SARASTRO

Laßt sie der Prüfung Früchte sehen,

doch sollten sie zu Grabe gehen,

so lohnt der Tugend kühnen Lauf,

nehmt sie in euren Wohnsitz auf!

PRIESTER

Nehmt sie in euren Wohnsitz auf!

(Verwandlung. Nacht im Hof des nördlichen

Tempels.)

(Zwei Priester führen Tamino und Papageno herein,

lösen ihnen die Säcke ab und gehen dann.

Papageno ist ängstlich, worauf Tamino ihn wegen

seiner Furcht schilt. Die beiden Priester kehren

zurück und dringen nochmals in Tamino ein, um

sich wegen seines festen Willens zu vergewissern.

Tamino ist entschlossen, um Pamina zu gewinnen,

jede Prüfung auf sich zu nehmen. Papageno zeigt

sich zwar weniger mutig, aber auch er will, weil ihm

ein Mädchen versprochen wird, „die Weisheitsliebe

erkämpfen“. Beide müssen schließlich zusagen,

beim Anblick ihrer Geliebten nichts zu sprechen.)

Nr. 11: Duett

BEIDE PRIESTER

Bewahret euch vor Weibertücken,

dies ist des Bundes erste Pflicht;

manch weiser Mann ließ sich berücken,

er fehlte und versah sich’s nicht.

Verlassen sah er sich am Ende,

vergolten seine Treu’ mit Hohn! –

Vergebens rang er seine Hände,

Tod und Verzweiflung war sein Lohn.

(Beide Priester gehen ab. Die Bühne bleibt dunkel,

is die drei Damen der Königin aus der Versenkung

erscheinen. Sie tragen Kerzen.)

Nr. 12: Quintett

DIE DAMEN

Wie? wie? wie? ihr an diesem Schreckensort?

Nie! nie! nie! kommt ihr wieder glücklich fort!

Tamino! dir ist Tod geschworen!

Du Papageno! bist verloren!

PAPAGENO

Nein, nein, nein, das wär’ zuviel.

TAMINO

Papageno, schweige still!

Willst du dein Gelübde brechen,

nichts mit Weibern hier zu sprechen?

PAPAGENO

Du hörst doch,

wir sind beide hin!

TAMINO

Stille, sag’ ich – schweige still!

PAPAGENO

Immer still und immer still!

DIE DAMEN

Ganz nah ist euch die Königin,

sie drang in Tempel heimlich ein! –

PAPAGENO

Wie? was? sie soll im Tempel sein?

TAMINO

Stille sag’ ich – schweige still! –

Wirst du immer so vermessen

deine Eidespflicht vergessen? –

DIE DAMEN

Tamino hör! du bist verloren!

Gedenke an die Königin!

Man zischelt viel sich in die Ohren

von dieser Priester falschem Sinn!

TAMINO (für sich)

Ein Weiser prüft und achtet nicht,

was der gemeine Pöbel spricht.

DIE DAMEN

Man zischelt viel sich in die Ohren

von dieser Priester falschem Sinn!

Man sagt, wer ihrem Bunde schwört,

der fährt zur Höll’ mit Haut und Haar.

PAPAGENO

Das wär’ der Teufel! Unerhört!

Sag an, Tamino, ist das wahr?

TAMINO

Geschwätz von Weibern nachgesagt,

von Heuchlern aber ausgedacht.

PAPAGENO

Doch sagt es auch die Königin!

TAMINO

Sie ist ein Weib, hat Weibersinn!

Sei still, mein Wort sei dir genug,

denk deiner Pflicht, und handle klug.

DIE DAMEN (zu Tamino)

Warum bist du mit uns so spröde?

Auch Papageno schweigt – so rede!

PAPAGENO

Ich möchte gerne...wohl –

TAMINO

Still!

PAPAGENO

Ihr seht, daß ich nicht soll! –

TAMINO

Still!

PAPAGENO

Daß ich nicht kann das Plaudern lassen,

ist wahrlich eine Schand’ für mich!

TAMINO

Daß du nicht kannst das Plaudern lassen,

ist wahrlich eine Schand’ für dich!

DIE DAMEN

Wir müssen sie mit Scham verlassen,

es plaudert keiner sicherlich.

TAMINO und PAPAGENO

Sie müssen uns mit Scham verlassen,

es plaudert keiner sicherlich!

ALLE

Von festem Geiste ist ein Mann,

er denket, was er sprechen kann!

EINGEWEIHTEN (von innen)

Entweiht ist die heilige Schwelle!

Hinab mit den Weibern zur Hölle!

(Donner, Blitz und Schlag; zugleich starker Donner)

DIE DAMEN

O weh! O weh!

PAPAGENO

O weh! O weh! O weh!

(Die Bühne wird nachtschwarz. Donner und Blitz.

Die drei Damen stürzen in die Versenkung;

Papageno fällt vor Schreck zu Boden. Die Priester

kehren zurück, gratulieren Tamino, weil er die erste

Aufgabe gut überstanden hat, und führen die

beiden Männer zu ihrer nächsten.)

(Verwandlung: Ein Garten mit Laube.)

(Pamina liegt schlafend unter Blumen und Rosen,

Monostatos beobachtet sie.)

Nr. 13: Arie

MONOSTATOS

Alles fühlt der Liebe Freuden,

schnäbelt, tändelt, herzet, küßt –

und ich soll die Liebe meiden,

weil ein Schwarzer häßlich ist!

Ist mir denn kein Herz gegeben,

bin ich nicht von Fleisch und Blut?

Immer ohne Weibchen leben

wäre wahrlich Höllenglut.

Drum so will ich, weil ich lebe,

schnäbeln, küssen, zärtlich sein! –

Lieber, guter Mond, vergebe,

eine Weiße nahm mich ein!

Weiß ist schön – ich muß sie küssen.

Mond! verstecke dich dazu! –

Sollt’ es dich zu sehr verdrießen,

o, so mach die Augen zu.

(Er schleicht langsam zu Pamina. Die Königin der

Nacht kommt unter Donner aus der mittleren

Versenkung. Monostatos zieht sich zurück, um

ungestört beobachten zu können. Die Königin

bietet ihrer Tochter einen Dolch an, mit dem diese

Sarastro töten soll.)

Nr. 14: Aria

KÖNIGIN

Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen,

Tod und Verzweiflung flammet um mich her!

Fühlt nicht durch dich Sarastro Todesschmerzen,

so bist du meine Tochter nimmermehr:

Verstoßen sei auf ewig, verlassen sei auf ewig,

zertrümmert sei’n auf ewig alle Bande der Natur,

wenn nicht durch dich Sarastro wird erblassen! –

Hört, hört, hört! Rachegötter – hört! – der Mutter

Schwur! –

(Sie versinkt unter lautem Donner. Monostatos

taucht wieder auf und entreißt der überraschten

Pamina den Dolch. Nur wenn sie ihm Liebe

gewährt, will er ihr Leben retten. Sie weigert sich,

und Monostatos hebt schon den Dolch gegen sie,

als Sarastro erscheint und ihn zurückschleudert.

Der Mohr eilt nun zur Königin der Nacht. Pamina

bittet Sarastro um Gnade für ihre Mutter, aber

Sarastro antwortet ihr, sie werde sehen, wie er sich

an ihrer Mutter rächen könne.)

Nr. 15: Arie

SARASTRO

In diesen heil’gen Hallen

kennt man die Rache nicht!

Und ist ein Mensch gefallen,

führt Liebe ihn zur Pflicht.

Dann wandelt er an Freundes Hand

vergnügt und froh ins bess’re Land.

In diesen heil’gen Mauern,

wo Mensch den Menschen liebt –

kann kein Verräter lauern,

weil man dem Feind vergibt.

Wen solche Lehren nicht erfreu’n,

verdienet nicht ein Mensch zu sein.

(Das Theater verwandelt sich in eine Halle.)

(Tamino und Papageno werden ohne Säcke von

zwei Priestern hereingeführt, nochmals an ihr

Schweigewort erinnert und dann allein gelassen.

Ein häßliches, altes Weib – Papagena in

Verkleidung – tritt ein und plaudert mit Papageno.

Sie verrät ihm, erst achtzehn Jahre alt zu sein und

einen Geliebten namens Papageno zu besitzen. Als

sie gerade ihren Namen preisgeben will, vertreibt

sie ein lauter Donnerschlag. Die drei Knaben

bringen Flöte und Glockenspiel.)

Nr. 16: Terzetto

DIE KNABEN

Seid uns zum zweiten Mal willkommen,

ihr Männer, in Sarastros Reich! –

Er schickt, was man euch abgenommen,

die Flöte und die Glöckchen euch.

(Ein mit Speisen und Getränken schön gedeckter

Tisch erscheint aus der Versenkung.)

Wollt ihr Speisen nicht verschmähen,

so esset, trinket froh davon! –

Wenn wir zum dritten Mal uns sehen,

ist Freude eures Mutes Lohn!

Tamino Mut! – Nah ist das Ziel!

Du Papageno, schweige still! –

(Sie übergeben Tamino und Papageno die

Zauberinstrumente und ziehen sich zurück.

Papageno ißt, Tamino spielt auf der Flöte. Da tritt

Pamina ein, die der wunderbare Ton angelockt hat.

Als sie ihren Geliebten entdeckt, überhäuft sie ihn

mit quälenden Fragen, aber er verhält sich stumm

und bittet sie mit Winken zu gehen. Sogar

Papageno ist still, denn er hat den Mund voll.)

Nr. 17: Arie

PAMINA

Ach, ich fühl’s, es ist verschwunden!

ewig hin der Liebe Glück! –

Nimmer kommt ihr Wonnestunden

meinem Herzen mehr zurück!

Sieh Tamino! diese Tränen

fließen, Trauter, dir allein,

fühlst du nicht der Liebe Sehnen –

so wird Ruh’ im Tode sein! –

(Langsam und traurig verläßt sie die Bühne.

Papageno und Tamino vernehmen Posaunentöne,

die ihnen gelten. Der Vogelfänger wird mit Gewalt

von seinem Herrn mitgerissen.)

(Verwandlung: Das Gewölbe einer Pyramide.)

(Die Priester, von Sarastro angeführt, marschieren ein.)

Nr. 18: Chor der Priester

CHOR DER PRIESTER

O Isis und Osiris, welche Wonne!

Die düst’re Nacht verscheucht der Glanz der Sonne! –

Bald fühlt der edle Jüngling neues Leben,

bald ist er unser’m Dienste ganz gegeben.

Sein Geist ist kühn, sein Herz ist rein,

bald wird er unser würdig sein.

(Tamino wird hereingeführt, und Sarastro bittet ihn

erneut, männlich und standhaft den Weg weiter zu

gehen. Dann bringt man auch Pamina, und

während Sarastro die Bande an dem sie

verhüllenden Sack löst, eröffnet er ihr, Tamino

erwarte sie zum letzten Lebewohl.)

Nr. 19: Terzett

PAMINA

Soll ich dich, Teurer, nicht mehr seh’n? –

SARASTRO

Ihr werdet froh euch wiederseh’n! –

PAMINA

Dein warten tödliche Gefahren!

TAMINO

Die Götter mögen mich bewahren!

PAMINA

Dein warten tödliche Gefahren! –

TAMINO

Die Götter mögen mich bewahren!

SARASTRO

Die Götter mögen ihn bewahren!

PAMINA

Du wirst dem Tode nicht entgehen,

mir flüstert dieses Ahnung ein!

TAMINO

Der Götter Wille mag geschehen,

ihr Wink soll mir Gesetze sein!

SARASTRO

Der Götter Wille mag geschehen,

ihr Wink soll ihm Gesetze sein.

PAMINA

O liebtest du, wie ich dich liebe,

du würdest nicht so ruhig sein.

TAMINO

Glaub mir, ich fühle gleiche Triebe,

werd’ ewig dein Getreuer sein.

SARASTRO

Glaub mir, er fühlet gleiche Triebe,

wird ewig dein Getreuer sein.

Die Stunde schlägt, nun müßt ihr scheiden!

PAMINA und TAMINO

Wie bitter sind der Trennung Leiden!

SARASTRO

Tamino muß nun wieder fort!

Die Stunde schlägt, nun müßt ihr scheiden,

Tamino muß nun wieder fort!

Nun muß er fort!

TAMINO

Pamina, ich muß wirklich fort!

Wie bitter sind der Trennung Leiden!

Pamina, ich muß wirklich fort!

Nun muß ich fort!

PAMINA

Tamino muß nun wirklich fort!

Tamino! Tamino! so mußt du fort!

TAMINO

Pamina! lebe wohl!

PAMINA

Tamino! lebe wohl!

SARASTRO

Nun eile fort! dich ruft dein Wort!

Die Stunde schlägt! Wir seh’n uns wieder!

PAMINA und TAMINO

O gold’ne Ruhe! kehre wieder!

Lebe wohl!

(Zwei Priester begleiten Pamina zur Pforte.

Sarastro führt Tamino in die entgegengesetzte

Richtung, die übrigen Priester folgen ihnen.

Finsternis. Papageno tritt ein und sieht sich sofort

von züngelnden Flammen umgeben. Er begehrt

sehnlichst ein Glas Wein, und sofort kommt ein

großer Becher mit rotem Wein angefüllt aus der

Erde. Kaum hat er ihn geleert, verspürt er neue

Wünsche. Er greift nach seinem Glockenspiel.)

Nr. 20: Arie

PAPAGENO

Ein Mädchen oder Weibchen

wünscht Papageno sich!

O so ein sanftes Täubchen

wär’ Seligkeit für mich!

Dann schmeckte mir Trinken und Essen,

dann könnt’ ich mit Fürsten mich messen,

des Lebens als Weiser mich freu’n,

und wie im Elysium sein!

Ein Mädchen,usw.

Ach, kann ich denn keiner von allen

den reizenden Mädchen gefallen?

Helf’ eine mir nur aus der Not,

sonst gräm’ ich mich wahrlich zu Tod.

Ein Mädchen,usw.

Wird keine mir Liebe gewähren,

so muß mich die Flamme verzehren,

doch küßt mich ein weiblicher Mund –

so bin ich schon wieder gesund.

(Die Alte tanzt hinein, während sie sich auf ihren

Stock stützt. Sie versichert Papageno, daß er

entweder sie lieben oder hier allein sterben

müsse, und Papageno reicht ihr die Hand zum

Ehebund. Da fällt die Verkleidung ab, und es

erscheint ein junges Mädchen genauso gekleidet

wie Papageno. Bevor sie sich umarmen können,

führt der Sprecher Papagena ab, weil sich

Papageno ihrer nicht als würdig erwiesen habe.)

(Verwandlung: Ein kleiner Palmengarten, kurz vor

Sonnenaufgang.)

(Die drei Knaben beobachten Pamina aus der Ferne.)

Nr. 21: Finale

DIE KNABEN

Bald prangt, den Morgen zu verkünden,

die Sonn’ auf gold’ner Bahn –

bald soll der Aberglaube schwinden,

bald siegt der weise Mann! –

O holde Ruhe, steig hernieder,

kehr in der Menschen Herzen wieder;

dann ist die Erd’ ein Himmelreich,

und Sterbliche den Göttern gleich.

ERSTER KNABE

Doch seht, Verzweiflung quält Paminen! –

ZWEITER und DRITTER KNABE

Wo ist sie denn?

ERSTER KNABE

Sie ist von Sinnen! –

DIE KNABEN

Sie quält verschmähter Liebe Leiden,

laßt uns der Armen Trost bereiten! –

Führwahr ihr Schicksal geht uns nah!

O wäre nur ihr Jüngling da! –

Sie kommt, laßt uns beiseite geh’n,

damit wir, was sie mache, seh’n.

(Pamina halb wahnwitzig, mit einem Dolch)

PAMINA

Du also bist mein Bräutigam –

durch dich vollend’ ich meinen Gram! –

DIE KNABEN (beiseite)

Welch dunkle Worte sprach sie da! –

Die Arme ist dem Wahnsinn nah! –

PAMINA

Geduld! mein Trauter, ich bin dein –

bald werden wir vermählet sein!

DIE KNABEN

Wahnsinn tobt ihr im Gehirne –

Selbstmord steht auf ihrer Stirne! –

(zu Pamina)

Holdes Mädchen, sieh uns an!

PAMINA

Sterben will ich – weil der Mann,

den ich nimmermehr kann hassen,

seine Traute kann verlassen! –

(auf den Dolch zeigend)

Dies gab meine Mutter mir –

DIE KNABEN

Selbstmord strafet Gott an dir! –

PAMINA

Lieber durch dies Eisen sterben,

als durch Liebesgram verderben. –

Mutter! durch dich leide ich,

und dein Fluch verfolget mich!

DIE KNABEN

Mädchen! willst du mit uns geh’n?

PAMINA

Ha! des Jammers Maß ist voll!

Falscher Jüngling, lebe wohl!

Sieh, Pamina stirbt durch dich!

(will sich erstechen)

Dieses Eisen töte mich! –

DIE KNABEN (halten ihr den Arm)

Ha! Unglückliche, halt ein!

Sollte dies dein Jüngling sehen,

würde er vor Gram vergehen,

denn er liebet dich allein. –

PAMINA (erholt sich)

Was? er fühlte Gegenliebe?

und verbarg mir seine Triebe –

wandte sein Gesicht von mir?

Warum sprach er nicht mit mir? –

DIE KNABEN

Dieses müssen wir verschweigen,

doch wir wollen ihn dir zeigen,

und du wirst mit Staunen seh’n,

daß er dir sein Herz geweiht,

und den Tod für dich nicht scheut!

Komm, wir wollen zu ihm geh’n.

PAMINA

Führt mich hin, ich möcht’ ihn seh’n.

ALLE

Zwei Herzen, die von Liebe brennen,

kann Menschenohnmacht niemals trennen. –

Verloren ist der Feinde Müh’,

die Götter selbsten schützen sie.

(gehen ab)

(Das Theater verwandelt sich in zwei große Berge; in

dem einen ist ein Wasserfall, worin man Sausen und

Brausen hört; der andere speit Feuer aus; jeder Berg

hat ein durchbrochenes Gitter, worin man Feuer und

Wasser sieht; da, wo das Feuer brennt, muß der

Horizont hellrot sein, und wo das Wasser ist, liegt

schwarzer Nebel. Die Szenen sind Felsen, jede Szene

schließt sich mit einer eisernen Türe.)

(Tamino ist leicht angezogen, ohne Sandalen. Zwei

schwarz geharnischte Männer führen Tamino

herein. Auf ihren Helmen brennt Feuer. Sie lesen

ihm die transparente Schrift vor, welche auf einer

Pyramide geschrieben steht. Diese Pyramide steht

in der Mitte ganz in der Höhe, nahe am Gitter.)

DIE ZWEI GEHARNISCHTEN

(Diese Melodie ist identisch mit Luthers Choral

`Ach Gott, vom Himmel sieh darein' (Psalm 12).

Luthers Gedicht wiederum liegt dem Text für Bachs

Kantate BWV 2 zugrunde.)

Der, welcher wandert diese Straße voll Beschwerden,

wird rein durch Feuer, Wasser, Luft und Erden.

Wenn er des Todes Schrecken überwinden kann,

schwingt er sich aus der Erde himmelan!

Erleuchtet wird er dann im Stande sein,

sich den Mysterien der Isis ganz zu weih’n.

TAMINO

Mich schreckt kein Tod, als Mann zu handeln,

den Weg der Tugend fortzuwandeln! –

Schließt mir des Schreckens Pforte auf –

ich wage froh den kühnen Lauf. –

(will gehen)

PAMINA (von innen)

Tamino halt! ich muß dich sehn!

TAMINO

Was hör’ ich? Paminens Stimme? –

DIE ZWEI GEHARNISCHTEN

Ja ja, das ist Paminens Stimme! –

TAMINO

Wohl mir, nun kann sie mit mir geh’n!

Nun trennet uns kein Schicksal mehr,

wenn auch der Tod beschieden wär’.

DIE ZWEI GEHARNISCHTEN

Wohl dir, nun kann sie mit dir geh’n!

Nun trennet euch kein Schicksal mehr,

wenn auch der Tod beschieden wär’.

TAMINO

Ist mir erlaubt mit ihr zu sprechen? –

DIE ZWEI GEHARNISCHTEN

Es ist erlaubt mit ihr zu sprechen!

TAMINO

Welch Glück, wenn wir uns wiederseh’n,

froh Hand in Hand in Tempel geh’n.

Ein Weib, das Nacht und Tod nicht scheut,

ist würdig, und wird eingeweiht.

DIE ZWEI GEHARNISCHTEN

Welch Glück, wenn wir euch wiederseh’n,

froh Hand in Hand in Tempel geh’n.

Ein Weib, das Nacht und Tod nicht scheut,

ist würdig, und wird eingeweiht.

(Die Türe wird aufgemacht, Tamino und Pamina

umarmen sich.)

PAMINA

Tamino mein! O welch ein Glück!

TAMINO

Pamina mein! O welch ein Glück!

Hier sind die Schreckenspforten,

die Not und Tod mir dräu’n.

PAMINA

Ich werde aller Orten

an deiner Seite sein. –

Ich selbsten führe dich –

die Liebe leitet mich! –

(nimmt ihn bei der Hand)

Sie mag den Weg mit Rosen streu’n,

weil Rosen stets bei Dornen sein.

Spiel du die Zauberflöte an,

sie schütze uns auf uns’rer Bahn.

Es schnitt in einer Zauberstunde

mein Vater sie aus tiefstem Grunde

der tausendjähr’gen Eiche aus

bei Blitz und Donner – Sturm und Braus. –

Nun komm und spiel die Flöte an!

Sie leite uns auf grauser Bahn.

PAMINA und TAMINO

Wir wandeln durch des Tones Macht

froh durch des Todes düst’re Nacht.

DIE ZWEI GEHARNISCHTEN

Ihr wandelt durch des Tones Macht

froh durch des Todes düst’re Nacht.

(Die Türen werden nach ihnen zugeschlagen; man

sieht Tamino und Pamina wandern. Tamino bläst

seine Flöte. Sobald sie vom Feuer herauskommen,

umarmen sie sich und bleiben in der Mitte.)

PAMINA und TAMINO

Wir wandelten durch Feuergluten,

bekämpften mutig die Gefahr,

dein Ton sei Schutz in Wasserfluten,

so wie er es im Feuer war.

(Tamino bläst; man sieht sie hinuntersteigen und

nach einiger Zeit wieder heraufkommen; sogleich

öffnet sich eine Türe; man sieht einen Eingang in

einen Tempel, welcher hell beleuchtet ist.)

PAMINA und TAMINO

Ihr Götter, welch ein Augenblick!

Gewähret ist uns Isis’ Glück! –

GEFOLGE und PRIESTER (von innen)

Triumph, Triumph, Triumph, du edles Paar,

besieget hast du die Gefahr!

Der Isis Weihe ist nun dein!

Kommt, kommt, tretet in den Tempel ein.

(Das Theater verwandelt sich wieder

in den vorigen Garten.)

PAPAGENO

Papagena! Papagena! Papagena!

(pfeift)

Weibchen! Täubchen! meine Schöne! –

Vergebens! Ach! sie ist verloren!

ich bin zum Unglück schon geboren! –

Ich plauderte, und das war schlecht,

und drum geschieht es mir schon recht! –

Seit ich gekostet diesen Wein –

seit ich das schöne Weibchen sah,

so brennt’s im Herzenskämmerlein,

so zwicket’s hier, so zwicket’s da!

Papagena! Herzensweibchen!

Papagena liebes Täubchen!

‘S ist umsonst, es ist vergebens,

müde bin ich meines Lebens!

Sterben macht der Lieb’ ein End,

wenn’s im Herzen noch so brennt.

(nimmt einen Strick von seiner Mitte)

Diesen Baum da will ich zieren,

mir an ihm den Hals zuschnüren,

weil das Leben mir mißfällt,

gute Nacht, du falsche Welt! –

Weil du böse an mir handelst,

mir kein schönes Kind zubandelst,

so ist’s aus, so sterbe ich.

Schöne Mädchen, denkt an mich! –

Will sich eine um mich Armen,

eh’ ich hänge, noch erbarmen –

wohl, so laß ich’s diesmal sein!

Rufet nur, Ja oder Nein! –

Keine hört mich! alles stille!

Also ist es euer Wille!

Papageno frisch hinauf,

ende deinen Lebenslauf.

Nun! ich warte noch! es sei –

bis man zählet: eins, zwei, drei!

(pfeift, sieht sich um)

eins! zwei! drei!

Nun wohlan! es bleibt dabei!

Weil mich nichts zurücke hält,

gute Nacht, du falsche Welt!

(will sich hängen)

DIE KNABEN (fahren herunter)

Halt ein! o Papageno, und sei klug!

Man lebt nur einmal, dies sei dir genug!

PAPAGENO

Ihr habt gut reden, gut zu scherzen;

doch brennt es euch, wie mich im Herzen,

ihr würdet auch nach Mädchen geh’n.

DIE KNABEN

So lasse deine Glöckchen klingen,

dies wird dein Weibchen zu dir bringen.

PAPAGENO

Ich Narr vergaß der Zauberdinge!

(nimmt sein Instrument heraus)

Erklinge, Glockenspiel, erklinge,

ich muß mein liebes Mädchen seh’n!

(Die drei Knaben laufen zu ihrem Flugwerk und

bringen das Weib heraus.)

Klinget, Glöckchen, klinget,

schafft mein Mädchen her!

Klinget, Glöckchen, klinget,

bringt mein Mädchen her!

Klinget, Glöckchen, klinget,

bringt mein Weibchen her!

bringt sie her!

mein Mädchen her! mein Weibchen her!

DIE KNABEN

Nun Papageno, sieh dich um!

(fahren auf. Papageno sieht sich um.)

PAPAGENO

Pa-pa-ge-na!

PAPAGENA

Pa-pa-ge-no!

PAPAGENO

Bist du mir nun ganz ergeben? –

PAPAGENA

Nun bin ich dir ganz ergeben!

PAPAGENO

Nun so sei mein liebes Weibchen!

PAPAGENA

Nun so sei mein Herzenstäubchen!

BEIDE

Welche Freude wird das sein,

wenn die Götter uns bedenken,

uns’rer Liebe Kinder schenken,

so liebe kleine Kinderlein!

PAPAGENO

Erst einen kleinen Papageno!

PAPAGENA

Dann eine kleine Papagena!

PAPAGENO

Dann wieder einen Papageno!

PAPAGENA

Dann wieder eine Papagena!

PAPAGENO

Papageno!

PAPAGENA

Papagena!

BEIDE

Es ist das höchste der Gefühle,

wenn viele, viele Papagena/Papageno

der Eltern Segen werden sein!

(beide ab. Der Mohr, die Königin mit allen ihren

Damen kommen von beiden Versenkungen; sie

tragen schwarze Fackeln in der Hand.)

MONOSTATOS

Nur stille! stille! stille!

bald dringen wir im Tempel ein!

KÖNIGIN und DAMEN

Nur stille! stille! stille!

bald dringen wir in Tempel ein!

MONOSTATOS

Doch Fürstin! halte Wort! erfülle!

Dein Kind muß meine Gattin sein! –

KÖNIGIN

Ich halte Wort! es ist mein Wille,

mein Kind soll deine Gattin sein!

DIE DAMEN

Ihr Kind soll deine Gattin sein!

(Man hört dumpfen Donner und Wassergeräusch.)

MONOSTATOS

Doch still, ich höre schrecklich Rauschen,

wie Donnerton und Wasserfall. –

KÖNIGIN und DAMEN

Ja, fürchterlich ist dieses Rauschen,

wie fernen Donners Widerhall! –

MONOSTATOS

Nun sind sie in des Tempels Hallen.

ALLE

Dort wollen wir sie überfallen,

die Frömmler tilgen von der Erd’

mit Feuersglut und mächt’gem Schwert!

MONOSTATOS und DAMEN (kniend)

Dir, große Königin der Nacht,

sei uns’rer Rache Opfer gebracht!

(Donner, Blitz, Sturm)

ALLE

Zerschmettert, zernichtet ist unsere Macht,

wir alle gestürzet in ewige Nacht! –

(versinken)

(Sogleich verwandelt sich das ganze Theater in

eine Sonne. Sarastro steht erhöht; Tamino,

Pamina, beide in priesterlicher Kleidung. Neben

ihnen die ägyptischen Priester auf beiden Seiten.

Die drei Knaben halten Blumen.)

SARASTRO

Die Strahlen der Sonne

vertreiben die Nacht,

zernichten der Heuchler

erschlichene Macht!

CHOR

Heil sei euch Geweihten!

Ihr dränget durch Nacht!

Dank! sei dir Osiris!

Dank! dir Isis gebracht!

Es siegte die Stärke

und krönet zum Lohn

die Schönheit und Weisheit

mit ewiger Kron’!

Wolfgang Amadeus Mozart - Liedtext: Die Zauberflöte (Libretto) (2024)

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